Berichte EichenbergBerichte HohenweilerBerichte HörbranzBerichte LeiblachtalBerichte LochauBerichte MöggersEnergieregion - Berichte

03.11.2012 – Excursion Wildpoldsried

wildpoldsried-2012_1_540

Am 3. November haben sich 31 Bürgerinnen und Bürger von Eichenberg und Möggers an einer Exkursion zum Energiedorf Wildpoldsried beteiligt, um sich vor allem über das Thema der Windkraftnutzung zu informieren. Die gemeinsame Reise wurde von Waldaufseher Helmut Gmeiner organisiert. Mit dabei waren auch Alfons Rädler, der Bürgermeister von Eichenberg und Bertram Schedler, der Energiebeauftragte für das Leiblachtal.

In einem interessanten Vortrag bekamen die Teilnehmer durch Arno Zengerle, den Bürgermeister von Wildpoldsried, einige interessante Einblicke in das Energiedorf, welches mit zahlreichen Preisen (z.B.: European Energy Award, Un Bosco per Kyoto,..) aufwarten kann.

Die Ausgangslage für das Energiedorf entspricht einer typischen Vorarlberger Kleingemeinde. So beheimatet Wildpoldsried etwa 2500 Einwohner und hatte das geringste Steueraufkommen aller 28 Allgäuer Gemeinden. Heute liegt die Gemeinde bei der Einkommensteuer seiner Bürger auf Rang 8 im Allgäu, was unter anderem mit der Nutzung der lokalen Potentiale an erneuerbaren Energieträgern zusammenhängt.

Grundstein für diese Entwicklung ist ein Gemeindeleitbild, das mit Beteiligung der Bürger vor etwa 20 Jahren beschlossen wurde. Darin war auch die Selbstversorgung mit Energie verankert. Natürlich waren auch Bedenken Teil der Diskussion, wie der folgende vom Bürgermeister zitierte Satz erkennen lässt: „Mit Windkraft verschönern wir zwar nicht die Landschaft, sondern bewahren unsere Umwelt.“ Gemeint ist damit der geringe Verbrauch an Fläche und Ressourcen, sowie das geringe Gefahrenpotential im Vergleich zu anderen Technologien. Vor diesem Hintergrund kommt der kommunalen/regionalen Beteiligung der Bürger eine zentrale Rolle bei der Planung, Finanzierung und Errichtung von Windkraftanlagen zu. Die Gemeinde sorgt nur für die entsprechende Unterstützung bei den behördlichen Verfahren, ist aber selbst nicht beteiligt. Wildpoldsrieder Bürger erhielten jeweils die Möglichkeit, sich mit Eigenkapital an den eigens für die Projekte gegründeten Gesellschaften zu beteiligen. Externen Investoren wurde der Zugang verwehrt. Aktuell gibt es von Seiten der bayerischen Staatsregierung Bestrebungen zur landesweiten Auszeichnung nutzbarer Windflächen. Daher schließen sich die Gemeinden im Bereich von interessanten Höhenzügen gerade zusammen, um die interessanten Flächen für Ihre Bürger zu sichern.

Heute sieht man 11 Windräder im Bereich von Wildpoldsried – 7 Anlagen davon stehen auf Wildpoldsrieder Flur. Im April 2000 gingen in Wildpoldsried die ersten zwei Windkraftanlagen in Betrieb, zwei weitere wurden im Winter 2001/2002 aufgestellt. Im Juni 2008 wurde die 5. Windkraftanlage offiziell eingeweiht und seit Oktober 2012 sind weitere zwei (2 x 2,3 MW – 135 m Nabenhöhe) in Betrieb. Die letzten beiden Anlagen zeigen die technische Entwicklung dieser Technologie: Die beiden jüngsten Windkraftanlagen liefern mit je 5.000.000 kWh soviel Energie wie die 5 zuvor gebauten Anlagen und können damit fast 3000 Haushalte mit Strom versorgen. Die getriebelosen Gleichstromanlagen mit einer Nabenhöhe von 135m und verdrehbaren 41m langen Rotorblätter sind auf Anströmgeschwindigkeiten von 2,5 – 12m/s ausgelegt. Der Rotor dreht mit maximal 12U/min wodurch die Eigengeräusche dieser Anlagen vor dem Hintergrund der Umweltgeräusche praktisch nicht zu hören sind.

Das Finanzierungsmodell sieht eine Amortisation von etwa 10 Jahren vor. Einem Invest von 700€ steht ein Energieäquivalent von 3500kWh/a gegenüber, was dem durchschnittlichen Strombedarf einer Familie entspricht. In 12 Jahren wurde so ein Investitionsvolumen von 30Mio Euro von den BürgerInnen von Wildpoldsried ausgelöst. Diese Investitionen führen zu jährlichen Einnahmen von 4-5 Mio Euro, woraus sich neben dem Energietourismus ein wesentlicher Teil des Einkommensteueraufkommens von Wildpoldsried erklärt.

wildpoldsried-2012_2.png

 

Neben der Windkraft kommen in Wildpoldsried zur Stromerzeugung auch Photovoltaik, Biogas und zu geringen Teilen auch die Wasserkraft zu Anwendung.

Wie das neben stehende Diagramm zeigt, wurde in Wildpoldried bereits 2010 mehr Strom produziert als im Ort verbraucht wurde. Mit den beiden neu in Betrieb genommen Windrädern wird sogar fast 5-mal mehr Strom produziert als der Ort selbst benötigt.

Zur Wärmeversorgung der kommunalen Gebäude ist ein Wärmeverbundsystem mit einem 400kW Pelletskessel von Mawera sowie 2 Blockheizkraftwerke (Wärme und Strom) mit je 250kW im Einsatz. Die BHKW’s werden mit einer etwa 4,5km langen Gasleitung aus dezentralen Biogasanlagen versorgt.

Weitere interessante Modelle kommen im Bereich der Photovoltaikanlagen zum Einsatz. So werden Vereinen kommunale Fläche zur Verfügung gestellt, auf denen diese in Eigenregie unter Einbindung der örtlichen Jugend PV-Anlagen errichten und bewirtschaften dürfen. Die Erträge kommen den Vereinen zugute. Im Gegenzug muß die Gemeinde keine Kosten für die Erhaltung der Vereine und deren Gebäude/Räumlichkeiten aufwenden. Neben der Selbstversorgung mit erneuerbaren Energieträgern umfaßt das Energieleitbild auch die Themen Energieeffizienz, Kommunikation und Forschung. Für den effizienten Energieeinsatz wurde ein LED Straßenbeleuchtungskonzept (ROI 2 Jahre) umgesetzt, Aktionen wie Pumpentausch oder Gebäudethermographie für Hausbesitzer werden von der Gemeinde unterstützt. Zudem ist ein umfassendes taggenaues Energiemanagementsystem für kommunale Gebäude im Einsatz. Im Bereich der Kommunikation und Bewusstseinsbildung verweist Wildpoldsried auf den Windwanderweg, den Energieführerschein für Schüler sowie kostenlose Energieberatungen und Strommessgeräte für Bürger. Bei Neubauten bekommen Bauherren 10% vom Grundstückspreis erstattet, wenn nach regenerativen Kriterien gebaut wird. Durch die innovativen Energielösungen ist Wildpoldsried auch Partner in Feldversuchen für Forschungsprojekte im Bereich Smart Grid (IRENE/Siemens und AWÜ) oder Power to Gas. So werden aktuell von Siemens regelbare Ortsnetztrafos im intelligenten Verbund von Windkraftanlagen mit großvolumigen Batteriespeichern und E-Autos getestet.

Wichtig: Bildnachweis: Quellen: Gemeinde Wildpoldsried – Vor der Veröffentlichung muss noch die Genehmigung von Wildpoldsried eingeholt werden

 

Bericht + Bilder: Veranstalter

Zeige mehr

ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"