Bike-Shop Hörbranz schließt seine Pforten
Nach 14 Jahren werden am Hörbranzer Dorfplatz keine Räder mehr repariert und verkauft
Ein herber Schlag für alle Fahrradfahrer im Leiblachtal dürfte wohl das Aus des Bike-Shop in Hörbranz sein. Der beliebter Anlaufpunkt für Fahrradfahrer im Leiblachtal schließt seine Türen: Der Bike-Shop von Alexander Mais im Zentrum von Hörbranz, seit 2010 eine wichtige Anlaufstelle für Beratung, Reparaturen und Verkauf, wird Ende September endgültig geschlossen. Damit verliert die Gemeinde nicht nur einen geschätzten und erfahrenen Fachhändler, sondern auch einen zentralen Bestandteil des Dorflebens.
Gemeinsam mit seiner Frau Andrea führte Alexander Mais das Geschäft über viele Jahre und stand seinen Kunden stets mit Rat und Tat zur Seite. Ob hängende Schaltungen, platte Reifen oder quietschende Bremsen – der Bike-Shop war für viele die erste Adresse, wenn es um schnelle und zuverlässige Hilfe ging. In der hauseigenen Werkstatt kümmerte sich Alexander persönlich um alle Probleme rund ums Fahrrad, vom kleinen Defekt bis zur großen Reparatur.
Aber auch für fachkundige Beratung und für den Verkauf standen die Türen des Bike-Shop offen. Motiviert und bestens aufgelegt kümmerten sich Alexander und Andrea um ihre Kunden.
Doch trotz der engen Bindung zur Dorfgemeinschaft und der treuen Kundschaft sah sich Alexander Mais gezwungen, den Laden zu schließen. Im September werden die letzten Fahrräder aus dem Bike-Shop geschoben, der Laden wird leergeräumt und die Türen werden endgültig versperrt.
Der Grund liegt nicht etwa in der Frage der Nachfolge oder im Rentenalter, sondern in wirtschaftlichen Herausforderungen, die den Betrieb zunehmend belasteten.
Zum einen die Lagerhaltung der Neufahrräder. Im August müssen die Fahrräder für die nächste Saison vorbestellt und damit auch bezahlt werden. In Zeiten in denen die Fahrradpreise, zumindest bei den Stromrädern, meist deutlich über 5.000 Euro liegen, ein kaum kalkulierbares finanzielles Risiko. Zudem haben sich die Kaufgewohnheiten der Kunden verändert. Viele wissen genau, welches Modell und welche Ausstattung sie wollen, und kaufen notfalls online, wenn der lokale Händler das gewünschte Fahrrad nicht vorrätig hat. Hier bietet das Internet oft günstigere Preise, mit denen kleine Händler nur schwer konkurrieren können. Mit großzügigen Rabatten und Sonderangeboten wissen die großen Konzerne Kunden zu locken. Die Einkaufskonditionen hängen meist von den Stückzahlen ab, und da kann es schon vorkommen, dass Fahrräder bei Großhändlern günstiger angeboten werden, als die kleinen Händler die Räder selber einkaufen. Aber könnte man den Handel nicht mit der Werkstatt unterstützen, es ist doch immer was an den Fahrrädern und E-Bikes zu reparieren? Die Werkstatt war so ausgelastet, dass nur noch auf Termin repariert werden konnte. Doch die Reparaturstelle als Goldene Kuh zu bezeichnen wäre falsch. Werkstatt und Handel müssen zusammen funktionieren. Mit der Werkstatt allein würden die Betriebskosten mit dem jetzigen Lokal und an dem Standort nicht gedeckt. Zumal auch in der Reparaturbranche der Onlinehandel immer einen größeren Platz einnimmt. Teile sind 24 Stunden erhältlich, werden nach Hause geliefert und ein Einbau-Tutorial gibt es oft kostenlos dazu. Erst während der vermeintlichen kostengünstigen Eigeninstandsetzung kommt die Erkenntnis, dass doch ein Fachmann zur ordentlichen Reparatur und somit zur Sicherheit und Werterhaltung benötigt wird.
Alexander Mais beschreibt die Entwicklung mit deutlichen Worten: „Fahr nicht fort, kauf vor Ort“ und „Wo gekauft wird, repariert man auch“ – diese traditionellen Grundsätze verlieren zunehmend an Bedeutung. Der schnelle Zugang zu Produkten, die sofortige Verfügbarkeit und die Konkurrenz durch den Onlinehandel setzen den kleinen Einzelhändlern immer mehr zu. Steigende Kosten für Mieten, Energie und Warenlager verschärfen die Situation zusätzlich.
Immer mehr kleine Händler und örtliche Betriebe müssen in Anbetracht der finanziellen Risiken die Notbremse ziehen und sich die eigene Zukunft gut überlegen.
Das Aus des Bike-Shops ist somit kein Einzelfall, sondern ein Beispiel für eine Entwicklung, die viele kleine lokale Geschäfte betrifft. Immer mehr von ihnen müssen aufgeben, weil der finanzielle Druck zu groß wird. Für die Radfahrer im Leiblachtal bedeutet die Schließung einen großen Verlust: Ein wichtiger Partner für Beratung, Verkauf und Reparaturen geht verloren. Aber auch das Dorfleben wird ärmer, denn Alexander und Andrea Mais waren weit mehr als nur Händler – sie waren ein fester Bestandteil der örtlichen Gemeinschaft.
Kunden und Radfahrer im Leiblachtal werden die persönliche und fachkundige Betreuung, die sie in Hörbranz über die Jahre genießen konnten, sicher vermissen.
Alexander Mais abschließend: Der Abschied vom Hörbranzer Bike-Shop fällt uns, Alexander und Andrea Mais, sehr schwer. Nach über einem Jahrzehnt im Zentrum von Hörbranz haben wir viele schöne Momente erlebt und enge Beziehungen zu unseren Kunden und der Dorfgemeinschaft aufgebaut. Die Entscheidung, unser Geschäft zu schließen, ist uns keineswegs leicht gefallen.
Wir danken all unseren treuen Kunden, Freunden und Unterstützern, die uns in den letzten Jahren begleitet haben. Wir hoffen, dass die Fahrradfahrer des Leiblachtals uns in guter Erinnerung behalten und vielleicht auch in Zukunft noch den einen oder anderen wertvollen Kontakt zum lokalen Einzelhandel pflegen.
Von Herzen danke für all die gemeinsamen Jahre.
Bericht + Bilder: Christian Fetz